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Vorgeschichte
 
Schon während der ersten Expedition 2008 (siehe Allradler 1/09) in die rumänischen Karpaten zeigte sich, dass diese Art des Reisens abseits der großen Straßen mit Zelten in der freien Natur genau unseren Vorstellungen entsprach. So war es nur logisch, eine weitere Serie-Expedition in Angriff zu nehmen. Ziel sollte nun der ukrainische Teil der Karpaten werden, weil wir uns hier erhofften, ebenso frei und ungezwungen fahren und zelten zu können, wie wir das schon in Rumänien konnten. Zudem waren wir sehr überwältigt von der Schönheit dieser Berge.
 
Planungsphase
 
Wie auch schon 2008 begannen wir, die Strecke festzulegen. Zunächst besorgten wir uns aus dem Internet Kartenmaterial. Da es kaum vernünftige Karten der Ukraine für Offroad-Zwecke gibt, kamen fast ausschließlich russische Militärkarten im Maßstab 1:50000 und 1: 100000 zum Einsatz. Diese wurden wie auch schon 2008 in der Software »TouratechQV« (TTQV) kalibriert und auf einen GPS- Empfänger gespielt, der von der »Fa. Touratech« gesponsert wurde. Zum Einsatz kam hier der »Aventura« der Firma »CompeGPS« aus Spanien. Dieses Gerät hat den Vorteil, dass es jede beliebige Raster- wie auch Vektorkarte, die kalibriert ist, zur Navigation nutzen kann. Selbst Satellitenbilder aus Google Earth lassen Sich damit zur Navigation nutzen.
Parallel zur Routenplanung suchten wir wieder über die Offroad-Internetforen interessierte Land-Rover Serie-Fahrer und Fahrerinnen, die Lust und Zeit hatten, sich uns anzuschließen. Zum Jahreswechsel 2008/2009 hatten wir dann auch ausreichend Teilnehmer gefunden. Leider fielen im Frühjahr 2009 davon so viele aus, dass wir die Reise im Sommer 2009 absagen mussten. Die Gründe hierfür lagen teils im beruflichen Bereich, teils im schlechten technischen Zustand der Fahrzeuge begründet. Da die Reiseroute nun bereits feststand, konnten wir uns darauf konzentrieren, für 2010 einen erneuten Anlauf zu wagen. Wieder riefen wir für 2010 in den Foren auf, an den Vortreffen in der Lüneburger Heide teilzunehmen. Ende 2009 hatten wir dann eine Truppe von 10 Fahrzeugen, die die Reise antreten wollten. Es fielen im Frühjahr 2010 fünf Fahrzeuge aus, doch die verbliebene Anzahl von fünf war ausreichend, die Tour diesmal zu starten.

 
 
Die »Expedition«
 
Mitte August starteten die fünf verbliebenen Teams in Richtung Polen, um von dort aus gemeinsam weiter zu fahren. Die weiteste Anfahrt hatte dabei ein Teilnehmer aus der Schweiz. Nach anderthalb Tagen und den ersten Reparaturen passierten wir dann ziemlich problemlos die polnisch-ukrainische Grenze bei Kroscienko.
 
Bis auf den anfänglichen Treffpunkt in Polen, bei dem es sich um einen kleinen sauberen und schönen Campingplatz in Legnickie Pole in der Nähe von Liegnitz handelte, war geplant, in der freien Natur an schönen Plätzen den Lagerplatz zu suchen. Wenn möglich, sollte ein kleiner Bach für die tägliche Wäsche in der Nähe sein. Mit dem Bach klappte es nicht immer, aber ansonsten hatten wir sehr schöne Übernachtungsplätze gefunden. Wir hielten uns, wenn möglich, abseits der großen Ortschaften, die wir lediglich zum Einkaufen und Tanken aufsuchten. Ansonsten war der Plan, so weit wie möglich in den Bergen zu bleiben.
 
Die Route sah vor, entlang des Karpatenbogens diesem in Richtung Rumänien zu folgen, zum großen Teil auch auf dem Kamm der Gebirgszüge. Leider stellte sich heraus, dass Planung und Realität diesmal leider sehr weit auseinander lagen. Meist schafften wir es nicht, auf die geplante Route zu kommen oder auf ihr zu bleiben. Grund hierfür waren fast ausschließlich unfahrbare Strecken. So mussten wir oft lange Umwege in Kauf nehmen, um wieder in die Nähe unserer Route zu kommen. Die geplanten 45 km Strecke am Tag waren so natürlich nicht einzuhalten und wurden oft überschritten. Dennoch kam das Offroad-Fahren ganz und gar nicht zu kurz.
 
Die Menschen, die uns in der Ukraine begegneten, waren nicht so offen und kontaktfreudig, wie wir es 2008 in Rumänien erlebten. Sie erschienen uns bis auf wenige Ausnahmen sehr distanziert, die Kinder mal ausgenommen. Das hatten wir so nicht erwartet. Selbst von Dieben blieben wir nicht verschont: eine kurze Zeit den Wagen unbeobachtet gelassen, und das 40 m-Seil war gestohlen. Glücklicherweise hatten wir ein zweites Seil dabei, sonst wären wir bei einigen Strecken aufgeschmissen gewesen. Sehr oft sahen wir auch schon vormittags vollkommen betrunkene Männer, die kaum mehr geradeaus laufen konnten oder reglos neben der Dorfstraße lagen.
 
Auch während dieser Expedition musste wieder einiges an den Landies unterwegs repariert werden. So fielen ein Vergaser und ein Laderegler aus, und mehrmals mussten Cappings wieder angenietet werden, die dem Gelände zum Opfer fielen. Ein abgerissener Auspuff, eine verlorene Stoßdämpfermutter, eine defekte Hydraulikpumpe sowie ein abgerissener Achsstummel vervollständigen die Liste der nennenswerten Reparaturen, die sich aber alle unterwegs beheben ließen, nicht zuletzt auch dadurch, dass wir wieder sehr gut mit Ersatzteilen ausgestattet waren, die von der »Land-Rover Service GmbH« aus Ottersberg bei Bremen zur Verfügung gestellt wurden. Übrigens, der abgerissene Achstummel wurde in der Ukraine zunächst in einer Hinterhofwerkstatt wieder angeschweißt, allerdings nicht exakt rechtwinklig. Er hielt zumindest durch, bis wir die ukrainisch-rumänische Grenze überquert hatten. Dort wurde dann der Achsstummel in einer Dreherei innerhalb eines Vormittags für 80,- EUR neu angefertigt. Der erfolgreichen Rückreise stand dadurch nichts mehr im Wege.
 
Die Landschaft war geprägt durch Wälder und steil ansteigende Berge. Zudem zogen sich selbst die kleinsten Siedlungsdurchfahrten extrem in die Länge, da die Häuser fast immer nur direkt an die Straße gebaut waren. Oft grenzte eine Siedlung an die nächste, so dass wir ab und zu das Gefühl hatten, gar nicht mehr in die ruhige, unberührte Natur zu kommen. Hatten wir es dann aber doch geschafft, der Zivilisation zu entkommen, dann waren die Ausblicke umso schöner.
 
Das Wetter war anfangs spätsommerlich warm und sonnig, doch nach einer Woche begann es des Öfteren zu regnen, und die Temperaturen gingen dann auch merklich in den Keller. Nicht nur einmal mussten wir morgens bei etwa 7° C die Zelte nass einpacken. Glücklicherweise gab es zwischendurch immer wieder auch sonnige Abschnitte, so dass die Laune nicht allzu sehr unter dem Wetter litt.
 
Das Highlight der Tour war zweifelsohne die verlassene Radaranlage, an oder besser in der wir zwei Nächte verbrachten. Dort oben hatten wir des Nachts sogar Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, doch wir hatten genug Feuerholz, so dass wir uns gemütlich am Lagerfeuer wärmen konnten.
 
Über Rumänien führte dann die Reise wieder zurück in Richtung Deutschland. Wie auch schon 2008 teilten sich in Satu Mare die Teilnehmer wieder in zwei Gruppen auf und traten den Heimweg an.
Nach 3 Wochen und ungefähr 3800 gefahrenen Kilometern kamen wir mit schönen Eindrücken wieder zuhause an.
 
Vielen Dank an alle Teilnehmer sowie an die Firmen »Touratech«, »Land-Rover Service GmbH« und »Old Landy Workshop« aus Bielefeld für die Unterstützung dieser Reise.